| Sohn Henrik kehrt von einer Studienreise in die heimatliche Kleinstadt zurück und beschreibt ein Bild von Marc Chagall. Am Himmel über Witebsk liegt eine nackte junge Frau. Sie wendet dem Betrachter den Rücken zu und weint, 'weint vor Scham...als wäre die ganze Stadt ihr Bett'. Für Henrik ist diese Frau die Hausgehilfin Marta, die er vor seiner Abreise verführte. Seine Deutungen des rätselvollen Bildes treffen unbewußt einen Sachverhalt, den er nicht kennen kann: nach seiner Abreise wurde Marta die Geliebte seines Vaters. Beide wagen nicht, Henrik die Wahrheit einzugestehen - bis die Situation unerträglich wird und sie beschließen, Henrik zu vergiften. Das Verbrechen gelingt, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Doch die Interpretation, die Magie des Bildes lassen das Mörderpaar nicht zur Ruhe kommen. Dem Vater gelingt seine Arbeit nicht mehr - er ist Porzellan-Flicker - und Marta muss in der Kleinstadt Anspielungen wegen ihrer Schwangerschaft ertragen. Bis endlich beide - festlich gekleidet und zum ersten Mal gemeinsam in der öffentlichkeit - zur Polizeiwache gehen, um sich zu stellen. Es gibt in diesem Stück keine festgefügten Szenen und keine Dialoge, die mehr als ein paar Repliken umfassen. Die drei Personen - Vater, Sohn und das Mädchen Marta - wechseln in fliessenden Übergängen ihre Funktionen und die Erzählperspektive. Sie sind Gesprächspartner und Erzähler, sie monologisieren und wenden sich direkt an den Hörer. |
