Jeder der sieben Mitwirkenden, der zu einer Studioaufnahme eingeladen wird, wird erst aposteriori erfahren, dass nebensĂ€chliche Fragen und Antworten, spontane ĂuĂerungen, ungezwungene Bemerkungen und NebengerĂ€usche Hauptinteresse dieser Produktion sind. Die von ihm kunstvoll artikulierten KlĂ€nge und Worte werden dagegen als notgedrungener Abfall hingenommen und sozusagen als Material zweiter Ordnung spĂ€ter einmontiert.---Die Aktion der Tonaufnahme - mit dem gewohnten Streben nach Perfektion und lautloser Volkommenheit - wird in diesem Produktionsprozess relativiert, und zwar zugunsten einer wachsenden Diskrepanz zwischen Voraussetzung (= SpontaneitĂ€t), Realisation (= sich von selbst ergebender Dramaturgie) und Handlung (= willkĂŒrliche Heraushebung eines Aufnahmezustandes als Situation). Damit soll die Voraussetzung fĂŒr einen nichtgerichteten, tendenzfreien Ablauf geschaffen werden. Widerspruchsvoller Kontrapunkt zwischen allen Personen dieser Hörmontage wird dann ebenso möglich wie MissverstĂ€ndnisse, Ăbereinstimmungen, Entsprechungen, Störungen aller Art, und nicht zuletzt eine makroskopische Anwendung des Mikrophons fĂŒr die Registrierung solcher psychologischen Momente, die im Wortfunk-Drama meistens nur stilisiert in Erscheinung treten. Töne, GerĂ€usche und Worte stehen hier nicht in unlauterer Konkurrenz zueinander.--- Die Tonbandmaschine muss bei Eintritt des Produzierenden bereits aufnehmen und bis Verlassen des Studios pausenlos laufen. (Mauricio Kagel) |