Von der ·Stunde des Huflattichs·, einem der wichtigsten Radiostücke von Günter Eich, fanden sich im Nachlaß insgesamt neun Fassungen, von denen er nur die beiden letzten von 1958 und 1959, die in der Struktur schon ähnlich endgültig waren, zur Sendung hergab. Die Abstraktion in den beiden Schlußfassungen, in denen alters- und geschlechtslose Lebewesen auftreten, die sich nur noch mit Buchstaben des griechischen Alphabets benennen, geht bereits so weit, dass sie trotz wiederholten Versuchen mit individuellen Schauspielerstimmen schon fast nicht mehr darstellbar waren. Ihre Rätselhaftigkeit gab auch zu mancherlei Spekulationen und Mißdeutungen Anlaß. Vor allem wurde gefragt, ob die unheimliche Endzeit, die Eich da vorstellt, von einer naturimmanenten, entropischen oder mutativen, Entwicklung herrührt, oder ob es sich um die Wirkung menschlicher Manipulationen, etwa Atombomben, handele, und welche Vorgeschichte die geschichtslosen Gestalten hätten, die da auftreten. Diese und viele andere Fragen, z.B. nach der Arbeitsweise des Schriftstellers, können beantwortet werden, wenn wir der öffentlichkeit nunmehr zum erstenmal die Urfassung des Stückes vorführen und sie der Schluß fassung gegenüberstellen.' (Heinz Schwitzke) |