Die Bücher von Nathalie Sarraute mit ihren Titeln wie 'Tropismen', 'Planetarium', 'Portrait einer Unbekannten' und' Martereau' zählen zur progressiven Epik dieser Zeit. 'In polyphoner Orchestrierung ist (schreibt die Kritikerin Gerda Zeltner-Neukomm) ein Werk entstanden, das zu den definitiven unserer Epoche gehört. Jenseits von dem, was bis jetzt so gemeinhin Psychologie hieß, versucht sie eine innere Wirklichkeit durchsichtig zu machen. Dabei kommt die menschliche Innenwelt nicht mehr in Analyse und Beschreibung, in Bespiegelung und Feststellung zu Worte, sondern nur noch in der fluktuierenden Bewegung ihrer unmittelbaren Lebendigkeit.' --- Auf das Hörspiel 'Das Schweigen' sind diese Sätze vortrefflich und in noch größerem Ausmaß anzuwenden. Denn hier konnte Nathalie Sarraute in wirklichen lebendigen Stimmen und nicht mehr nur durch Text allein die tiefgreifende und bezeichnende Realität eines Werkes erstehen lassen, aus dessen unmittelbarem Dialog Gestalten wachsen, sich eröffnen, sich bloßlegen. Anfangs wird Konversation betrieben in der gemischten, aber gehobenen Intellektuellengesellschaft, die sich getroffen hat. Durch Jean-Pierre, den konsequenten Schweiger in der Runde, wird diese Konversation aber herausgefordert und aufgestachelt zu psychischen Entäußerungen. Am Schluß werden die Beteiligten jedoch von einer konkreten Frage des Schweigers Jean-Pierre überrascht. |